Noch vor einigen Monaten war Fabio Aiello ein engagierter Nachwuchs- und Männertrainer, wie es ihn in vielen Vereinen gibt. Doch er legte einen rasanten Aufstieg hin, nicht zuletzt natürlich aufgrund seines Social Media Auftritts als „CoachFab“. Als wir uns vor einigen Monaten mit ihm unterhielten, hatte er bereits die stattliche Zahl von 10.000 Followern erreicht, rückblickend muss man wohl sagen sein Projekt steckte damals noch in den Kinderschuhen. Der sympathische A-Lizenz-Inhaber ist mittlerweile Ringerfans auf der ganzen Welt ein Begriff, auch auf verwandte Kampfsportarten hat er enormen Einfluss gewonnen und begeistert aktuell über 100.000 Menschen mit seinem Instagramauftritt.

Der neue Bundestrainer für das Beach-Wrestling kommt aus Bayern: Fabio Aiello, Coach des SC Isaria Unterföhring, verantwortet künftig mit Kai Nöster (Saarland) das neugeschaffene Resort. © Aiello

Auch der Deutsche Ringer Bund wurde bereits früh auf seine Arbeit aufmerksam und trat bereits im Januar 2022 mit ihm erstmals in Kontakt. Nun genau ein Jahr später ist Fabio Aiello einer von zwei Bundestrainern der neuen Stilart im Ringen – Beach-Wrestling. Viele Funktionäre sehen vor allem in dieser Disziplin die Möglichkeit unsere Sportart in der Öffentlichkeit auf ein neues Niveau zu heben. Hartnäckig halten sich auch die Gerüchte, 2028 ist Beach-Wrestling erstmals bei den Olympischen Spielen vertreten. Eine wahrlich bedeutende Position, die Aiello hier innehat. Herausfordernde Aufgaben werden auf ihn zukommen. Julian Hemmerich hat sich noch einmal mit Fabio getroffen und möchten in einem kurzen Interview den neuen Bundestrainer und die Disziplin Beach-Wrestling näherbringen.

Zuallererst unsere herzlichen Glückwünsche zur Ernennung zum Bundestrainer im Bereich Beach-Wrestling. Wie kam es denn überhaupt dazu?

Fabio Aiello: Vielen Dank. Hier muss ich kurz ausholen. Zum Jahreswechsel 2021/22 trat der DRB mit mir in Kontakt, nachdem sie auf meine Arbeit auf Instagram aufmerksam wurden. Damals ging es noch überhaupt nicht in irgendeine Richtung, es war nur ein lockeres Gespräch, ob ich mir in Zukunft eine Zusammenarbeit vorstellen könnte. Als es dann Richtung erste offene Deutsche Meisterschaft im Beach-Wrestling in diesem Jahr in Hallbergmoos ging, startete die Zusammenarbeit. Eine gewisse Affinität meinerseits zur neuen Disziplin war von Anfang an gegeben, ich habe dann die vereinfachten Regeln im Beach-Wrestling für den DRB vorgestellt. Nebenher habe ich mit meinem Sportlern gezielt auf die DM hintrainiert und war viel mit ihnen im Sand. Da unsere Ergebnisse am Ende sehr gut waren, habe ich die Arbeit hier wohl nicht so schlecht gemacht. Im Herbst trat dann der Deutsche Ringer Bund an mich heran und hat mir konkret vorgeschlagen den Posten als Bundestrainer gemeinsam mit Kai Nöster, Landestrainer im Saarland, zu übernehmen. Nach kurzer Bedenkzeit habe ich zugesagt.

Nach der ersten Deutschen Meisterschaft 2022 gibt es nun offensichtlich 2023 auch eine Nationalmannschaft. Bringe uns doch mal auf den aktuellen Stand in Sachen Beach-Wrestling. Wie sieht der Fahrplan aus? Was möchtet ihr in diesem Jahr erreichen?

Aiello: Beach-Wrestling blieb bislang in Deutschland weitestgehend unbeachtet, obwohl es schon Weltmeisterschaften, World Series und kontinentale Meisterschaften gab. Auch bei den Olympischen Jugendspielen steht Beach-Wrestling schon im Programm. Hier liegt natürlich erstmal die größte Aufgabe vor uns allen, es muss schnellstmöglich salonfähig werden, wir drohen sonst wieder international den Anschluss zu verlieren.

Wie genau sieht deine Arbeit aus und vor allem wie wollt ihr diese Mammutaufgabe bewältigen und quasi aus dem Nichts eine Stilart aufzubauen?

Aiello: Hier stehen wir natürlich vor dem größten Problem. Für Beach-Wrestling erhält der DRB noch keine Unterstützung und finanziert somit alles aus Eigenmitteln. Daher sind unsere beiden Trainerstellen auch auf Honorarbasis und wir werden mit Sicherheit einiges an Freizeit reinstecken, um das Ganze zu bewerkstelligen. Vor allem müssen wir es schaffen, eine Begeisterung für das Beach-Wrestling zu entfachen. Eine Struktur von oben nach unten aufzubauen, oder fast besser gesagt aufzuzwingen, ist fast unmöglich. Hier brauchen wir Unterstützung aus den Vereinen und Landesverbänden. Nur wenn dort auch in Sachen Beach-Wrestling Gas gegeben wird, kann es ein Erfolg werden. Wir brauchen, wie in den anderen Stilarten auch, Vereinstraining und Wettkämpfe, dann kommen die Strukturen über Bezirke und Landesverbände von ganz allein. Was meine Arbeit angeht, sehe ich 2023 erstmal als Startschuss. Aller Anfang ist schwer, wir haben unsere Deutsche Meisterschaft am 13. Mai, danach werden wir versuchen einige Trainingstage, sowie eventuell noch ein weiteres Turnier auf die Beine zu stellen. Denn in erster Linie gilt es ab sofort eine schlagkräftige Nationalmannschaft zusammen zu stellen und erstmals international in Erscheinung zu treten. Ab 2024 hoffe ich dann auf zusätzliche Möglichkeiten und bereits erste gewachsene Strukturen. Der große Traum ist natürlich Olympia 2028 und in den fünf Jahren gilt es jetzt Gas zu geben, um dort im Fall der Fälle erfolgreich zu sein.

Du sprichst die Deutsche Meisterschaft an, welche Hoffnungen verbindest du hiermit? Wer darf denn bei den Titelkämpfen überhaupt antreten?

Aiello: Da bekommen wir die fehlenden Strukturen natürlich direkt so richtig vor Augen geführt. Die Deutsche Meisterschaft wird in allen Alters- und Gewichtsklassen ausgetragen. Nominierungskriterien wird es hierfür nicht geben, es gibt aktuell noch nicht die Möglichkeit eine Qualifikation über die Landesverbände zu erkämpfen, somit darf man dort einfach starten. Und somit komme ich direkt zu meiner Hoffnung, ich hoffe auf eine größtmögliche Teilnehmerzahl, gerade aus meinem Landesverband Bayern wünsche ich mir eine Vielzahl an Startern. Mit Florian Geiger als Präsident haben wir ebenfalls einen Unterstützer des Beach-Wrestlings an der Spitze und ich wäre sehr froh, wenn wir von Beginn an auch in dieser Stilart eine Vormachtstellung Bayerns etablieren könnten. Die Meisterschaft dient Kai und mir erstmal als einzige Möglichkeit eine Nationalmannschaft zu nominieren, somit bietet sie auch für viele Sportler eine große Chance Deutschland international in der Beach-Wrestling-Nationalmannschaft zu vertreten.

Was sind deiner Meinung nach, neben den noch zu schaffenden Strukturen, die größten Probleme, die auf euch zukommen und habt ihr vielleicht schon Ideen wie man hiermit umgehen kann?

Aiello: Hier spielen natürlich viele Dinge eine Rolle in unseren Gedanken und ehrlich gesagt hängt natürlich alles irgendwie zusammen, aber um es mal auf ein Problem herunterzubrechen würde ich es Nachwuchsgewinnung nennen. Wir stehen in der aktuellen Situation natürlich noch in direkter Konkurrenz zu unseren olympischen Stilarten, vor allem aufgrund der fehlenden Quantität an Sportlern in der gesamten Sportart Ringen. Aber genau hier sehe ich auch die größte Chance durch das Beach-Wrestling. Kaum jemand verirrt sich in eine Ringerhalle, ohne direkt eingeladen zu werden, aber jetzt können wir unseren Sport an belebten Orten mit einfachen Regeln der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Was man glaube ich auch nicht außer Acht lassen darf, sind andere Kampfsportler, denen die einfacheren Regeln im Beach-Wrestling sehr entgegenkommen, ich denke auch hier kann es zahlreiche „Überläufer“ geben.

Dir auf jeden Fall Danke für deine Zeit und dass du uns deinen neuen Job mitsamt Stilart Beach-Wrestling nähergebracht hast. Bleibt mir nur dir zu wünschen, dass die in Ringerdeutschland oft verkrusteten und antimodernistischen Strukturen und Funktionäre dir keine Steine in den Weg legen, sondern euch unterstützen und dir das letzte Wort zu überlassen.

Aiello: Auch ich bedanke mich für die Möglichkeit, so etwas ist ja auch immer eine Werbung für das Beach-Wrestling. Zum Abschluss bleibt mir nur immer ein offenes Ohr und meine volle Unterstützung anzubieten. Ich bin gerne bereit für jegliche Form der Zusammenarbeit, wir brauchen Unterstützung von allen Seiten, auch Ideen oder Verbesserungsvorschläge dürfen immer gerne an mich weitergereicht werden. Gerade der Nachwuchs liegt mir schon immer sehr am Herzen und ich werde auch versuchen hier viel Energie hineinstecken und immer wieder Trainingslehrgänge mit mir als Bundestrainer anbieten.

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