Der „Individual World-Cup“ in Belgrad bietet für alle Ringer nach vielen Wochen und Monaten in der Corona-Pandemie wieder ein Stückchen Normalität. Unter hohen Hygieneauflagen werden auch die beiden bayerischen Freistil-Athleten, die Bundestrainer Jürgen Scheibe nominiert hat, auf die Matte gehen. Niklas Stechele wird im Limit bis 57 Kilo, Eduard Tatarinov dagegen in der Gewichtsklasse bis 79 Kilo sein Bestes geben.
Ohne Druck kann der Westendorfer Niklas Stechele an seine Aufgabe herangehen. „Wegen Corona mache ich mir wenig bis gar keine Sorgen“, verweist er hier auf das ausgeklügelte Hygienekonzept des Weltverbands UWW. „Wir werden ständig getestet.“ Noch in der vergangenen Woche stand er im Olympiastützpunkt in Heidelberg nochmals auf der Matte. Während seine Nationalmannschaftskollegen Johannes Mayer (ATSV Kelheim) und Adrian Barnowski (Johannes Nürnberg) einen Lauf- und Belastungstest absolvierten, konnte er es im Vorfeld des World-Cups dann doch etwas ruhiger angehen. „Ich freue mich mehr denn je wieder bei so einem sportlichen Event auf der Matte zu sein“, sagte Stechele, der zuletzt im Sommer 2019 bei der Junioren-Europameisterschaft seinen letzten großen internationalen Vergleich hatte. Für den Bundesligisten Kleinostheim stand er bis zum Saisonabbruch viermal auf der Matte, wobei er es auch schon hier mit internationalen Spitzenringern zu tun hatte. Givi Davidovi, der zuletzt für Burghausen die Ringerstiefel schnürte, gehört zum 25 Mann stark Teilnehmerfeld in Serbien. Selbst der russische Weltmeister Zavur Uguev wird im Limit bis 57 Kilo auf die Matte gehen. Auffallend ist, dass viele Topleute in Belgrad dabei sein werden. „Ich habe die Chance mich mit den besten Ringern der Welt zu messen. Somit ist es mir egal, auf wen ich treffe. Es kommt, wie es eben kommt“, so der 19-Jährige. Er habe keine riesen Erwartungen, „vielmehr Vorfreude als Druck.“ Bundestrainer Jürgen Scheibe ist dagegen froh, dass der Westendorfer überhaupt einen Wettkampf hat. „Als Junior hat er seinen ersten Einsatz im Männerbereich. Wir bleiben hier sehr entspannt.“
Das bayerische Trio in Heidelberg: Johannes Mayer (Kelheim), Adrian Barnowski (Nürnberg) und Niklas Stechele (Westendorf). Foto: Fornoff/BRV
Ähnliche Töne schlägt auch Marcel Fornoff an. Der hauptamtliche Landestrainer für Freistil des Bayerischen Ringer-Verbandes ist dann doch erleichtert, dass sich Stechele wieder mit Topleuten vergleich kann. „Die Jungs brauchen mehr denn je die Wettkämpfe.“ Mit Horst Lehr und Nico Megerle hat der Westendorfer innerhalb des DRB zwei Top-Trainingspartner. „Auf mich macht Niki einen sehr guten Eindruck, er ist gut vorbereitet.“ Allerdings gibt es auch eine gewisse Unsicherheit. Denn in Corona-Zeiten ist vieles, wenn nicht alles, anders. Die Tagesform sei allerdings wie so oft entscheidend, so Marcel Fornoff. Bei Niklas Stechele mache er sich aber überhaupt keine Gedanken. „Er soll einfach hinfahren, seine Leistung abrufen.“
Der zweite bayerische Athlet ist Eduard Tatarinov. Der für den SV Wacker Burghausen startende Freistilspezialist wird im Limit bis 79 Kilo auf die Matte gehen. Eigentlich wollte Bundestrainer Jürgen Scheibe diese Gewichtsklasse unbesetzt lassen. Doch Tatarinov überzeugte nicht nur bei den DRB-internen Vergleichskämpfen, sondern zeigte Einsatz und Engagement bei den zuletzt ausgetragenen Lehrgängen und Trainingslagern. „Für Edi ist es ein Erfolg, dass er mitringen darf und dabei sein kann“, verweist BRV-Landestrainer Fornoff auf das starkbesetzte internationale Teilnehmerfeld.