Es ist eine kleine Erfolgsgeschichte, die Anton Mayr aus Sulzberg geschrieben hat. Der 54-Jährige gewann bei der Veteranen-Weltmeisterschaft im bulgarischen Plovdiv seine mittlerweile dritte Medaille. Im Jahr 2013 holte sich der Athlet, der für den SV 29 Kempten startet, in Sarajewo Bronze im Schwergewicht. Drei Jahre später legte er sogar noch einen drauf, als er im finnischen Seinäjoki Vizeweltmeister wurde. Sechs Jahre später erkämpfte er sich nun Bronze.



WM-Dritter Anton Mayr (rechts im Bild) mit seinem Bruder Gerhard. © Mayr

Die Entscheidung fiel im vergangenen Winter. Weil er einfach keine Kondition mehr hatte, wollte Anton Mayr für sich handeln. Zu diesem Zeitpunkt brachte er satte 120 Kilo auf die Waage. Für ihn eindeutig zu viel. Sein Entschluss: Die Kilos müssen purzeln. Bis Ende März schaffte er 110 Kilo. Bei den German Masters in Waldaschaff ging Mayr noch im Limie bis 130 Kilo auf die Matte. Die erfolgreiche Bilanz: Silber im Freistil und Gold in Griechisch-Römisch. Weitere zehn Kilo kamen danach noch runter, sodass er bei der WM im Limit bis 100 Kilo auf die Matte ging. „Es war eine harte Aktion. Das ist mir ziemlich schwergefallen“, nahm der Oberallgäuer also binnen zehn Monaten nun 20 Kilo ab. Auslöser für diesen Kraftakt war die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. „Mein Ziel war natürlich die Goldmedaille“, konnte Mayr aber in keinster Weise einschätzen, wie stark sein neues Teilnehmerfeld nach sechs Jahren Abstinenz wirklich ist. Einige seiner Weggefährten kämpften in Plovdiv weiterhin im Schwergewicht, der Sulzberger eine Gewichtsklasse darunter. Insgesamt waren neun Athleten vertreten. Dass er vor sechs Jahren noch um einiges fitter war, daraus macht Anton Mayr kein Geheimnis. Damals rang er sogar noch aktiv in der Mannschaft mit.

Die WM sei spektakulär aufgezogen worden. „Es war richtig toll organisiert. So etwas habe ich noch nicht erlebt“, hat für ihn diese WM organisatorisch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es ist auch längst kein Geheimnis, dass zumindest jeder deutsche Teilnehmer viele Opfer bringen muss, um bei so einem sportlichen Spektakel dabei sein zu können. Vor allem finanziell reißt eine WM-Teilnahme ein größeres Loch im Geldbeutel. „Auch Urlaub musste ich opfern. Aber das stört mich nicht, mir war es das aber wert.“ In Richtung DRB wünscht sich Anton Mayr, „dass ein Funktionär dabei gewesen wäre, der zumindest die deutschen Athleten betreut“, verweist er im gleichen Atemzug auf das US-Team. Denn die Amerikaner hatten ihre Betreuer mit dabei. Fünf Tage lang waren sie in Bulgarien. Anton Mayr wurde von seinem Bruder Gerhard begleitet. „Er war sozusagen mein Betreuer, damit ich mich zu 100 Prozent auf meine Kämpfe vorbereiten konnte.“ Derweil blieb auch viel Zeit, um Plovdiv zu besichtigen. Anton Mayr berichtet von einer schönen Altstadt, mit einem tollen Flair, das etwa 100 Kilometer von der bulgarischen Hauptstadt entfernt liegt. „Da gibt es jede Menge Geschichte“, ist für den 54-Jährigen der Ort Plovdiv eine Reise wert. Ob es nun sein letzter Auftritt bei einer internationalen Veteranenveranstaltung war, wollte Mayr im Gespräch mit Ringsport-Magazin nicht bestätigen. Für ihn war Platz drei in seiner neuen Gewichtsklasse schon ein Wahnsinnserfolg. Trotzdem hinterlässt so ein sportlicher Wettkampf auch seine Spuren. Er müsse auf seine Knie aufpassen, wenn gleich bei ihm aber trotzdem die Zufriedenheit herrscht, nun international erneut eine Medaille gewonnen zu haben. Auch wenn Anton Mayr spätestens 2023 entscheiden möchte, ob es für ihn international weitergeht oder nicht, beim SV 29 Kempten wird er ohne Wenn und Aber gebraucht. „Ich bin jede Woche dreimal im Training. Sogar am Wochenende betreut er die Athleten bei den Mannschaftskämpfen.“ Er sieht sich als psychologischer Rückhalt und Motivator für die Mannschaft. Mayr ist durch und durch ein Ringer, kann mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung aufhorchen, wobei er erst mit 15 Jahren, also relativ spät, mit dem Ringen begann. „In der Schule habe ich Leichtathletik gemacht: Kugelstoßen, Laufen und 1000-Meter-Lauf“, erzählt er. Mit dem Ringervirus infiziert, kam er von dieser einzigartigen Sportart nicht mehr weg. Seine Begeisterung schwappte auch auf seine Familie über, die er mitriss. Nicht nur die Söhne ringen erfolgreich und haben Spaß, auch die Tochter engagiert sich im Verein. Wenn dann noch Oma und Opa zuschauen, wenn die Enkel ringen, kann es doch nicht schöner sein.