Mit freundlicher Genehmigung der Geschäftsstelle Spitzensport der Bayerischen Polizei

Mitte September 2019 fanden die Weltmeisterschaften in Nur-Sultan (Kasachstan) statt, welche auch gleichzeitig das erste Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele war. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille, mit Siegen über Weißrussland, Aserbaidschan, Polen und der amtierenden Olympiasiegerin aus Japan, konnte ich mir das Ticket für die Olympischen Sommerspiele in Tokio sichern. Somit hatte ich die Möglichkeit mich ein knappes Jahr auf das Highlight jedes Sportlers, der Teilnahme an den Olympischen Spielen, vorzubereiten. Aktuell absolviere ich meine Ausbildung im Spitzensportprogramm Sommer der Bayerischen Polizei. Da ich die Direktqualifikation für die Olympischen Spiele schaffte, begann die Vorbereitung bereits ab Oktober 2019. Meinen 4. Ausbildungsabschnitt in der Polizeiausbildung der Sommersportler, war ab Anfang Oktober 2019 wieder am Laufen. Da ich allerdings in dieser Zeit mehrere Trainingslager und Kaderkonzentrierungen hatte und ich somit viel von dem Unterrichtsstoff verpassen würde, wurde ich bis Ende September 2020 von der Ausbildung befreit. Das Spitzensportprogramm der Bayerischen Polizei ermöglichte es mir somit mich optimal auf meinen Wettkampf bei den Olympischen Spielen vorzubereiten. Alles lief bisher nach Plan.

Anfang März ging es für mich für zwei Wochen zum Grundlagentrainingslager nach Belek in die Türkei. Dort wurden die ersten Schwerpunkte im Kraft-, Ausdauer-, und Athletiktraining gelegt. Das war der Anfang für die perfekten Grundlagen für die noch anstehenden Maßnahmen auf dem Weg zu den Spielen. Allerdings erhielten wir zwei Tage vor dem Heimflug nach Deutschland die erste Hiobsbotschaft. Die Corona-Pandemie breitet sich rasend schnell aus und es wurden sämtliche Flüge von der Türkei nach Deutschland gestrichen und ein Ausreiseverbot erteilt. Es war eine halbe Stunde der Ungewissheit ob wir wieder nach Deutschland zurückkommen oder fürs erste in der Türkei bleiben müssen. Bis uns die Nachricht von unserem Reiseveranstalter erreichte, dass die Airlines eine 7 Tage Frist hatten und alle Reisenden wieder nach Deutschland kommen würden. Als wir dann am 15.03. wieder in Deutschland angekommen waren, merkte man sofort die angespannte Situation bereits am Flughafen. Statt überfüllte Hallen sah man fast überall menschenleere Abflugshallen.

Bereits während der letzten Tage in der Türkei bekamen wir mit, dass diverse Vereine und Verbände ihren Trainingsbetrieb stilllegen mussten. Dies betraf natürlich auch die Fitnessbranche. Sämtliche Fitnessstudios und Krafträume wurden geschlossen. Nach meiner Rückkehr aus der Türkei konnte ich am Montagabend noch eine letzte Krafteinheit im Kraftraum der Boxschule Dachau absolvieren, bevor auch diese einen Tag später aufgrund der behördlichen Anordnung ihre Türen bis auf weiteres schließen musste. Ich hoffte allerdings, dass es Ausnahmen für den Leistungssport gibt. Nach einigen Gesprächen mit diversen Vereinen, dem Verband sowie dem OSP in München, war schnell klar, dass es auch für den Spitzensport keine Möglichkeit mehr gab, einen normalen Trainingsalltag zu meisten. Vom Ringerverband wurden ab diesem Zeitpunkt alle Maßnahmen für Trainingslager und Wettkämpfe abgesagt.

Am 20. März gab der bayerische Ministerpräsident die Ausgangsbeschränkungen bekannt. Dies erschwerte nochmals die Trainingsmöglichkeiten, da man gewohnt war in Gruppen zu trainieren um sich gegenseitig zu pushen und weiterzuentwickeln. Da lediglich Sport alleine im Freien bzw. mit Personen aus dem eigenen Hausstand erlaubt war, wurde die Eigeninitiative eines jeden Leistungssportlers gefragt und man musste sich selbst zu den Trainingseinheiten motivieren.

Der Bundestrainer schickt wöchentlich eine Trainingsplanung über ein Alternativtraining, sodass man ohne die Nutzung von Fitnessstudios, Krafträumen und Ringerhallen auskommt. Nun war die Kreativität gefragt sich ein eigenes Gym zusammen zu bauen. Ich habe mir in meiner Wohnung eine Klimmzugstange aufgebaut. Außerdem konnte ich mir von der Physiotherapeutin des Bundesstützpunktes in Nürnberg diverses Equipment wie Hantelscheiben, Kettlebells und weitere diverse Trainingsgeräte ausleihen, um mir individuelle Krafteinheiten zusammenstellen zu können. Auf dem Trainingsplan des Bundestrainers stehen Laufeinheiten, Kraftausdauerprogramme mit dem eigenen Körpergewicht bzw. mit dem geliehen Equipment, sowie Einheiten auf dem Fahrrad und Athletik- bzw. Stabilitätstraining. Die Trainingsplanung kann vorerst nur wöchentlich erfolgen, da noch nicht abzusehen ist, wie lange die Hallen geschlossen bleiben. Die Hoffnung eines jeden Leistungssportlers besteht darin, dass schnellstmöglich wieder ein normaler Trainingsrhythmus stattfinden kann.

Am Dienstag, den 24. März, dann die nächste Hiobsbotschaft, die Olympischen Spiele 2020 werden abgesagt. Am Anfang war dies ein Riesen Schock für mich, da nicht sicher war ob die Spiele komplett abgesagt werden oder nur verschoben werden. Zum Glück stand kurz darauf fest, dass die Spiele in das Jahr 2021 verlegt werden und die Athleten, die sich bereits qualifiziert haben, den Quotenplatz behalten. Da die Spiele nun verlegt waren, würde die Vorbereitung mit großer Wahrscheinlichkeit wieder in die Präsenzphase des Sommersports, von Ende Oktober 2020 bis Ende Januar 2021 fallen. Um nicht noch mehr Zeit in der Ausbildung zu verlieren, hatte ich Glück und konnte die Möglichkeit nutzen meinen Ausbildungsabschnitt beim Spitzensportprogramm Winter in Ainring fortzusetzen.

Somit ging es für mich am 30.03. mit der Ausbildung weiter und ich absolvierte meine ersten zwei Wochen des Praktikums bei der Verkehrsabteilung in der PI Dachau. Allerdings war diese Abteilung ausgelagert worden und befand sich in einem Lehrsaal des Spitzensports, um eine Infektion mit dem Corona-Virus zu verhindern. Am 15.04. ging es für mich nun doch in den Schichtdienst bei der PI Dachau. Ich wurde der Dienstgruppe C zugeteilt und konnte nun endlich meine ersten praktischen Erfahrungen im Polizeidienst sammeln.

Die theoretische Ausbildung im Spitzensport Winter geht für mich ab dem 27.04.2020 weiter. Bis dahin werde ich mein Praktikum bei der PI Dachau absolvieren. Der Trainingsschwerpunkt liegt in dieser Zeit nach wie vor im Grundlagenbereich. Somit habe ich trainingsmäßig keine Einbußen und kann mich nach dem Abschluss des  Ausbildungsabschnittes Ende Juli ein komplettes Jahr voll und ganz auf die Olympischen Spiele in Tokio 2021 vorbereiten. 

Ganz nach dem Motto: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Von Anna Schell SpiSpo Sommer S2016

© Kadir Caliskan, Anna Schell und Polizei Bayern

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