Bayerns Kampfrichter müssen sich wie die Ringer in Geduld üben. Während die Athleten fieberhaft warten, bis sie wieder auf die Matte dürfen, können sich die Mattenleiter ebenfalls in großer Runde erst einmal nicht treffen. Trotzdem hält BRV-Kampfrichterchef Björn Goller weiterhin Kontakt zu seinen Kollegen, wie er im Interview sagte.

Foto: Stefan Günter

Was machen Kampfrichter während der Pandemie?

Goller: Ich denke, viele Kampfrichter nutzen die Zeit in der Pandemie gerade, um die Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Scherzhaft könnte man sagen, dass wir ein "Sabbatical" vom Ringen machen. Aber vielen fehlt es doch schon auf die Matte zu gehen und aktiv zu werden. Es wird viel gefachsimpelt und mit Videos nochmal geschaut, wie man sich weiterbilden kann. Die UWW hat ja unlängst ein klasse Quiz online gestellt, in dem nicht nur Kampfrichter ihr Wissen spielerisch testen können, sonder auch jeder ringsportbegeisterte Fan. Ein Austausch zwischen den Kampfrichtern findet im kleinen Kreis statt. Wir warten auf die Vorgaben des DRB beziehungsweise des BRV und erhoffen uns, dass es eventuell am Ende des Jahres wieder weitergehen kann. 

Ein Treffen ist derzeit nicht möglich. Wie sieht es mit der Lizenzverlängerung einzelner aus?

Goller: Gut ist schon mal, dass wir am Anfang des Jahres die jeweiligen Bezirks- und Landesmeisterschaften haben absolvieren können. Bis auf die Bayerische der Männer. Da konnten die Bezirksobleute und der Kampfrichterausschuss im BRV schon die Masse der Kampfrichter sehen. Die Leistungen aller waren gut bis sehr gut und von daher steht einer Lizenzverlängerung nichts im Wege. Eine schriftliche Prüfung, ja eine Wiederholungsprüfung auf unserem jährlichen Lehrgang, ist noch geplant. Wenn er stattfindet, dann im Juli in der Sportschule Oberhaching.

Der Fußball macht es vor: Online zum Schiedsrichterschein. Ist das beim Ringen denkbar und möglich?

Goller: Das ist grundsätzlich eine sehr gute Möglichkeit. Die Online-Ausbildung habe ich bereits in Bayern im vergangenen Jahr mit insgesamt vier jungen Kampfrichteranwärtern durchgeführt und mit Erfolg beenden können. Die heutigen Möglichkeiten mit Videokonferenzen, teilen von Bildschirmen zum vermitteln von Ausbildungsinhalten, ist schon eine sehr gute Sache. Wir konnten insgesamt vier Kampfrichter damit ausbilden. Der Abschluss der Theorie fand dann im Rahmen unseres Lehrgangs in Oberhaching im Sommer 2019 statt, wo die Anwärter ihre schriftliche Prüfung ablegten. Ihre praktische Prüfung haben sie dann unter der Aufsicht des jeweiligen Bezirksobmannes erfolgreich absolviert. 
 Für die Zukunft ist dies sicherlich ein sehr gängiges Modell. Aber leider kann man beim Ringen auch nicht auf die praktische Ausbildung auf und neben der Matte verzichten. Dies ist für uns ein elementarer Bestandteil. Im Vergleich zum Fußball ist Ringen doch eine etwas mehr komplexere Sportart, wo es mehr zu sehen und zu beachten gibt. Dies kann nur auf der Matte anhand praktischer Anwendung vermittelt werden.

Wie hältst Du die Kampfrichter bei Laune, da nichts stattfindet?

Goller: Nun, das einzige was ich derzeit tun kann ist, die Neuigkeiten, welche ich aus den Verbänden erhalte, an meine Kampfrichter weiterzuleiten. Wir machen uns derzeit intensiv Gedanken, ob und wie wir den Kampfrichterlehrgang im Juli abhalten können. Auch eine Durchführung eines reinen Online-Lehrgangs in diesem Jahr überlegen wir derzeit. Jedoch dann nicht mit allen auf einmal, sonder in jeweils Gruppen bis zu 15 Teilnehmern.

Wird es auch ein Umdenken bei Euch Mattenleitern bei der Hygiene geben?

Goller: Ganz ehrlich haben wir darüber noch nicht großartig nachgedacht. Aus dem Boxen kennt man ja zumindest die „Einmalhandschuhe“, welche dort die Ringrichter tragen. Das kann ich mir persönlich gut vorstellen. Die Frage ist hier auch wieder natürlich, woher kommen diese und wer bezahlt sie. Aber das sollte man in Ruhe erläutern und mit den Dachverbänden besprechen. Mit einem Mundschutz ist es anders gelegen. Der Kampfrichter ist schon darauf angewiesen, dass er seine Anweisungen laut und deutlich artikulieren kann. Das stelle ich mir mit einem Mundschutz doch schon etwas schwieriger vor. Kommt noch eine gut gefüllte Halle mit Zuschauern hinzu, so glaube ich, würde der Kampfrichter nicht mehr zu verstehen sein. Ich denke, die Variante mit den Handschuhen könnte eine gängige Hilfe, ja Schutzmaßnahme für die Kampfrichter sein.